AktuellGarten & OutdoorPflanzen

Ernte- und Pflanzzeit für Apfelbäume: Alte, fast vergessene Sorten bringen geschmackliche Vielfalt in den Obstgarten

Herbstzeit ist Pflanzzeit für Apfelbäume! Allein in Deutschland gibt es rund 2.000 Sorten, weltweit schätzungsweise 20.000. Doch welche Bäume lassen den eigenen Garten zu etwas ganz Besonderem werden? Garten Schlüter empfiehlt seltene Sorten, die köstlich schmecken und im Handel kaum zu finden sind, da sie nicht den Vermarktungsnormen entsprechen wie ihre weit verbreiteten Nachfahren.

„Jetzt im Herbst sind nicht nur sehr viele Apfelsorten erntereif, es ist auch die perfekte Jahreszeit, um neue Obstgehölze einzupflanzen“, sagt Marcus Lehmann, Geschäftsführer in vierter Generation und Gartenbauingenieur des Traditionsunternehmens Garten Schlüter. Der Versandhandel, dessen Produkte online oder per Katalog erworben werden können, liefert Obstbäume auch als Wurzelware. „Wenn die Bäumchen jetzt eingesetzt werden, können sie bis zum Frühjahr gut durchwurzeln.“ Das Pflanzloch sollte dabei doppelt so groß sein wie der Wurzelbereich der Pflanze. „Damit die Bäume später auch Früchte tragen, muss ein sogenannter Befruchter in der Nähe stehen, sprich ein Apfelbaum einer anderen Sorte, der idealerweise zur selben Zeit blüht.“ Seit knapp 100 Jahren werden Apfel- und weitere Obstbäume rund um die Gärtnerei in SchleswigHolstein produziert. „Die Äpfel, die uns geläufig sind, gehören der Art des Kulturapfels an und sind aus der Familie der Rosengewächse. In den Supermärkten findet man heutzutage nur noch zwischen fünf und zehn Sorten“, sagt Lehmann. Deshalb bietet Garten Schlüter auch alte Apfelsorten an, deren Früchte im Handel heute nicht mehr erhältlich sind. „Wir haben rund 40 Sorten im Sortiment, darunter auch jene, die nicht mehr großflächig kultiviert werden“, so Lehmann. Heutzutage sind diese hauptsächlich auf Streuobstwiesen zu finden oder werden von Hobbygärtnern angebaut. Aber auch die kommerziellen Klassiker sind bei Garten Schlüter erhältlich. „Boskoop, Cox Orange, Elstar und Jonagold sind Sorten, die sich aufgrund von Normen wie Größe und Gewicht für den großflächigen Anbau durchgesetzt haben. Sie sind in den verschiedensten Regionen leicht zu kultivieren“, so Lehmann. Wer jedoch Wert auf geschmackliche Vielfalt legt, für den empfehlen sich die alten Sorten aus dem eigenen Garten. Zudem können sie oft ohne allergische Reaktionen genossen werden. So ist beispielsweise die Sorte Alkmene völlig frei von Allergenen.


Bild: Fotolia-Franz Peter Rudolf
Bild: Fotolia-Franz Peter Rudolf

Die beliebtesten alten Sorten im Überblick:

Herbstäpfel

Herbstäpfel können bis zur Frostperiode gelagert werden und sind reichhaltig im Geschmack. Ihre Erntezeit ist zwischen September und Oktober.

Alkmene

Der Apfelbaum Alkmene ist frei von Allergenen und gilt deshalb auch als Allergiker-Apfel. Seine Früchte sind klein bis mittelgroß und erfrischend säuerlich im Geschmack. Geeignete Befruchter sind die Sorten Cox, Goldparmäne, James Grieve und Klarapfel.

Gravensteiner

Der Gravensteiner ist eine absolute Liebhabersorte geworden. Er war einst weltweit verbreitet und ist seit dem 17. Jahrhundert in Norddeutschland und Dänemark bekannt. Er besitzt ein einzigartiges Aroma und schmeckt besonders gut. Allerdings ist er nur bedingt lagerfähig, weshalb seine kommerzielle Bedeutung nachgelassen hat. Bei Hobbygärtnern ist er aber nach wie vor gefragt und lässt sich auch hervorragend weiterverarbeiten. Als Befruchter dienen die Sorten Berlepsch, Cox, Goldparmäne, James Grieve, Klarapfel und Alkmene.

Holsteiner Cox

Diese Sorte ist sehr ertragreich und eine der beliebtesten und hochwertigsten Tafeläpfel. Um 1900 wurde sie in Schleswig-Holstein aus der Sorte Cox Orange gezüchtet. Der Holsteiner Cox hat ein leicht säuerliches Aroma, ist sehr knackig und saftig. In Schleswig-Holstein ist die Sorte noch weit verbreitet, weil sie sich dem norddeutschen rauen Klima sehr gut anpasst. Als Befruchter dienen Elstar, Ingrid Marie, James Grieve, Finkenwerder Herbstprinz.

Winteräpfel

Winteräpfel, auch Weihnachtsäpfel genannt, werden im Herbst geerntet und eignen sich besonders gut für eine längere Lagerung bis zum Frühjahr. Hierbei empfiehlt sich ein kühler, frostfreier Raum.

Finkenwerder Herbstprinz

Unter den Winteräpfeln ist der Finkenwerder Herbstprinz bei vielen Gärtnern beliebt, eine sehr großfruchtige Sorte aus dem Alten Land an der Elbe. Er ist unkompliziert anzubauen und seine Ernte ist jedes Jahr sehr ertragreich. Entstanden ist er aus dem echten Prinzenapfel, der ab dem 18. Jahrhundert vor allem in Norddeutschland verbreitet war, da die Sorte sich an rauen Standorten in Küstennähe wohlfühlt. Die besten Sorten zur Befruchtung sind Cox, Elstar, Goldparmäne, James Grieve und Berlepsch.

Roter Berlepsch

Der Rote Berlepsch ist die Vitaminbombe unter den Äpfeln, denn seine Früchte haben den höchsten Vitamin C-Gehalt. Er wurde als Zwergform gezüchtet und zeichnet sich durch sehr wohlschmeckende Früchte aus. Als Befruchter dienen Cox, James Grieve und Klarapfel.

Ingrid Marie

Ingrid Marie ist ein sehr begehrter Weihnachtsapfel, der eine Genussreife bis März hat. Im Geschmack ist er leicht säuerlich. Geerntet wird er zwischen September und Oktober. Ingrid Marie ist sehr widerstandsfähig und ertragsreich, wird heutzutage jedoch oft von süßeren Sorten verdrängt. Als Befruchter dienen Cox, James Grieve und Goldparmäne.

Quellennachweis: Beil²

Ähnliche Artikel

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"