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Ghosting bei der Mitarbeitersuche

Was Handwerksbetriebe besser machen können

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Ghosting im Handwerk – Immer häufiger berichten Handwerksbetriebe davon, dass Bewerber auf Stellenausschreibungen zwar reagieren und anfangs Interesse zeigen, aber dann plötzlich im laufenden Prozess den Kontakt abrechen: keine Rückmeldung, kein Anruf, kein Erscheinen zum vereinbarten Vorstellungsgespräch: Dieses Phänomen wird als Ghosting bezeichnet. Der Begriff, der ursprünglich aus der Welt des Online-Datings stammt, ist inzwischen traurige Realität auf dem Arbeitsmarkt. Insbesondere im Handwerk wird „geghostet“. Das Phänomen wird zum wachsenden Problem.

wachsendes Phänomen: Ghosting im Handwerk

Viele Handwerksunternehmen sind besonders stark vom Fachkräftemangel betroffen. Eine vakante Stelle möglichst schnell und passend zu besetzen, ist nicht selten existenziell. Umso frustrierender ist es, wenn nach einer scheinbar erfolgreichen Kontaktaufnahme plötzlich Funkstille herrscht. Gründe für Ghosting gibt es viele: Manche Bewerber entscheiden sich kurzfristig für ein anderes Angebot, andere scheuen den persönlichen Kontakt oder haben schlichtweg nie ein echtes Interesse gehabt. Doch nicht immer liegt das Problem allein beim Bewerber.

Was Handwerksbetriebe in der Stellenausschreibung besser machen können

„Eine ansprechende Stellenausschreibung ist der erste Schritt, um Ghosting vorzubeugen“, erklärt Reiner Huthmacher, Personalexperte und Spezialist für Mitarbeiterbindung und Arbeitgeberattraktivität. Seine Tipps:

  1. Klarheit und Ehrlichkeit: Vermeiden Sie Floskeln wie „junges, dynamisches Team“. Stattdessen sollten Aufgaben, Anforderungen und Benefits konkret benannt werden.
  2. Einfacher Bewerbungsprozess: Je unkomplizierter der Weg zur Bewerbung, desto höher die Chancen, dass Bewerber am Ball bleiben. Online-Formulare oder eine Bewerbung per WhatsApp können Hürden abbauen.
  3. Schnelle Reaktion: Ein häufiger Grund für Ghosting ist die lange Reaktionszeit des Unternehmens. Melden Sie sich innerhalb von 48 Stunden zurück – das signalisiert Wertschätzung.
  4. Attraktive Unternehmenskultur: Zeigen Sie, was Ihren Betrieb besonders macht – sei es die Teamkultur, flexible Arbeitszeiten, Weiterbildungsmöglichkeiten, geldwerte Vorteile oder Zusatzleistungen.

Reiner Huthmacher: „Viele Betriebe unterschätzen die Bedeutung von Kommunikation“

Reiner Huthmacher, Berater für mittelständische Unternehmen, die zum Fachkräftemagneten werden wollen – insbesondere aus dem Handwerk –, beschäftigt sich intensiv mit den Ursachen von Ghosting. In einem aktuellen Interview mit Mittelstand Nachrichten erklärt er, warum Bewerber oft abspringen – und was Betriebe konkret dagegen tun können.



Lesen Sie hier das komplette Interview mit Reiner Huthmacher:

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Huthmacher betont: „Ein häufiger Fehler ist, dass Betriebe nicht authentisch auftreten. Wenn die Stellenanzeige nicht zur tatsächlichen Arbeitsrealität passt, fühlen sich Bewerber getäuscht – und verschwinden.“

Ghosting verstehen – und gezielt gegensteuern

Das Thema Ghosting ist im Handwerk längst keine Ausnahmeerscheinung mehr, sondern eine neue Realität im Kampf um Fachkräfte. Für viele Betriebe bedeutet das nicht nur Frustration und Zeitverlust, sondern mitunter auch handfeste wirtschaftliche Einbußen. Doch anstatt das Verhalten der Bewerber allein als Respektlosigkeit abzutun, lohnt sich ein tiefergehender Blick auf die Ursachen – und auf das eigene Recruiting-Verhalten.

Ghosting ist oft ein stiller Hinweis darauf, dass Bewerber sich nicht ausreichend wertgeschätzt, angesprochen oder eingebunden fühlen. Die klassischen Stellenausschreibungen im Handwerk, die häufig zu technisch, unpersönlich oder austauschbar formuliert sind, erreichen heute kaum noch die junge Generation. Wer in Zeiten des digitalen Wandels und des zunehmenden Wettbewerbs um Talente bestehen will, muss nicht nur seine Sprache, sondern auch seine Unternehmenskultur nach außen klar und ehrlich kommunizieren.

Ein zentraler Erfolgsfaktor ist dabei die Geschwindigkeit. Bewerber von heute erwarten zeitnahe Rückmeldungen, klare Prozesse und eine unkomplizierte Bewerbung – sei es per Mail, über ein Formular oder sogar via Messenger. Lange Antwortzeiten oder mangelnde Transparenz wirken abschreckend und begünstigen Ghosting.

„Es fängt im eigenen Unternehmen an“

Doch auch die Wertschätzung spielt eine zentrale Rolle: Wer potenzielle Mitarbeitende vom ersten Kontakt an ernst nimmt, ihnen individuelle Rückfragen beantwortet und einen authentischen Einblick in den Arbeitsalltag gibt, schafft Bindung und Vertrauen – zwei zentrale Gegenspieler von Ghosting.

„Man muss die Menschen emotional erreichen“

Nicht zuletzt zeigt der Beitrag von HR-Experte Reiner Huthmacher deutlich, dass es vielen Handwerksbetrieben noch an strategischem HR-Wissen fehlt. Die Personalgewinnung muss heute als aktiver, kommunikativer Prozess verstanden werden – und nicht als reine Reaktion auf eingehende Bewerbungen. Es gehe auch und vor allem um Arbeitgeberattraktivität. „Wer anziehend ist, wird weniger geghostet. Und anziehend ist, wer die richtigen Maßnahmen ergreift, um sowohl bestehende Mitarbeiter als auch neue Bewerber emotional zu erreichen. Es fängt im eigenen Betrieb an.“

Zusammengefasst bedeutet das:

  • Ghosting ist nicht nur ein Problem der Bewerberseite – oft spiegeln sich darin auch Schwächen im eigenen Recruiting wider.
  • Moderne, authentische und verständliche Stellenanzeigen sind essenziell, um überhaupt Interesse zu wecken.
  • Der Bewerbungsprozess muss einfach, transparent und schnell sein.
  • Wertschätzung, persönliche Ansprache und ehrliche Kommunikation sind Schlüssel zum Aufbau von Vertrauen.
  • HR-Expertise, wie sie Reiner Huthmacher einbringt, kann gerade kleineren Betrieben helfen, ihre Prozesse nachhaltig zu verbessern.

Handwerksbetriebe, die sich diesen Herausforderungen stellen, steigern nicht nur ihre Chancen auf passende Bewerbungen, sie legen auch den Grundstein für eine stabile und zukunftssichere Personalstruktur. Ghosting mag ein modernes Phänomen sein, doch mit der richtigen Strategie lässt es sich zumindest eindämmen.



Veröffentlicht von:

Sven Oliver Rüsche
Sven Oliver Rüsche
Sven Oliver Rüsche ist Gründer von Bauen-Wohnen-Aktuell.de und schreibt über die Baubranche, Baumessen, Erneuerbare Energien beim Hausbau, Modernisierung und stellte gerne Innovationstreiber im Portrait vor. Er ist als Journalist Mitglied im DPV Deutscher Presse Verband - Verband für Journalisten e.V. / Mitgliedsnummer: DE-537932-001 / Int. Press-Card: 613159-537932-002. Er ist unter redaktion@bauen-wohnen-aktuell.de in der Redaktion erreichbar.
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Sven Oliver Rüsche ist Gründer von Bauen-Wohnen-Aktuell.de und schreibt über die Baubranche, Baumessen, Erneuerbare Energien beim Hausbau, Modernisierung und stellte gerne Innovationstreiber im Portrait vor. Er ist als Journalist Mitglied im DPV Deutscher Presse Verband - Verband für Journalisten e.V. / Mitgliedsnummer: DE-537932-001 / Int. Press-Card: 613159-537932-002. Er ist unter redaktion@bauen-wohnen-aktuell.de in der Redaktion erreichbar.

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